Nachdem ich im letzten Artikel auf den Online-Handel (Social eCommerce) in Bezug auf Soziale Medien eingegangen bin, betrachte ich heute den klassischen Einzelhandel. Laut der Studie Von Multi-Channel zu Cross-Channel – Konsumentenverhalten im Wandel des ECC Handel in Zusammenarbeit mit der hybris GmbH vom 06.04.2011 geht bei über 60 Prozent des Umsatzes im stationären Handel eine Informationssuche im Internet voraus. Meiner Meinung nach muss nicht jeder Einzelhändler zwangsläufig einen eigenen Online-Shop haben, aber eine ordentliche Webseite und eine gute Auffindbarkeit im Internet. Natürlich wird auch in Zukunft ein typisches Einzelhandelsgeschäft ohne Onlineshop weiter Bestand haben können, aber die Kunden und Besucher werden immer informierter und zielgerichteter in den Laden kommen, und damit andere Leistungen vom Geschäft und Verkaufspersonal abverlangen. Jeder 5. Händler hat übrigens immer noch keine eigene Webseite, jeder 3. Händler verkauft aber schon online. Dabei werden natürlich auch Marktplätze und Mietshoplösungen wie Tradoria genutzt, oder auch nur ein Teil des Sortiments online verkauft oder Restposten sogar versteigert.
Welche Rolle kann nun Social-Media im Einzelhandel spielen?
Zumindest heute eine größere als beim reinen Online-Handel! Warum? Social Media lebt von echten Menschen, Erfahrungen und Begegnungen in der realen Welt. Empfehlungen werden leichter gegeben wenn man etwas hautnah selbst erlebt hat und wenn man einen Menschen persönlich kennt. Ein unvergessliches Einkaufserlebnis mit FreundInnen ist beim Online-Shopping wesentlicher schwieriger als beim Laden um die Ecke zu realisieren. Zusätzlich kommen hier interessante Möglichkeiten ins Spiel, wie beispielsweise Coupons, also Gutscheine die ausgedruckt oder aufs Handy geladen werden. Social-Media-Dienste werden immer mehr mobil genutzt, also eine große Chance für den Einzelhandel beim Mobile-Commerce sich verlorene Umsatzanteile vom Onlinehandel zurückzuholen. Persönliche Beratung und das Anfassen der Produkte bis hin zum Einkaufserlebnis sind die entscheidenden Aspekte die ein Einzelhändler optimal für sich nutzen kann und sollte. Dennoch muss ein Händler für genügend Besucher im Laden sorgen, eine ansprechende Schaufensterdekoration reicht da wahrscheinlich nicht unbedingt aus. Jeder Ladenbesitzer sollte einen Teil der Neukundengewinnung selbst in die Hand nehmen. Viele Onlinehändler bieten inzwischen Gutscheine, Rabatt- und Neukundenaktionen direkt im eigenen Shop an. Für den Einzelhandel ist das fast nur über Kundenkarten möglich.
Bevor man loslegt ist es notwendig, sich Gedanken über ein einzigartiges Konzept des Geschäfts und Marketing-Strategie und -Mix zu machen. Erst dann sollten jegliche Aktivitäten geplant und realisiert werden, egal ob off- oder online. Auf die intelligente Mischung kommt es beim Multi-Channel-Marketing an. Eine eigene Webseite, Google Places, Facebook und Twitter, Gutschein-Anbieter wie Groupon und Portale rings um das Shoppen können für mehr Kunden und Umsatz im Ladenlokal sorgen. Beispielsweise erleben wir es beim unserem Shopverzeichnis täglich, das Nutzer von Suchmaschinen unser Portal mit Suchanfragen wie „Öffnungszeiten Händlername Ort“ finden, oder mit allgemeinen Anfragen wie „italienische Blusen“.
Fazit: Die Scheu und die Bedenken gegenüber dem „bösen Internet“ sollten Einzelhändler lieber heute als morgen ablegen. So einfach war es noch nie, online neue Kunden für ein lokales Geschäft zu gewinnen. Die sozialen Medien und die mobile Nutzung des Internets bieten zusätzlich gute Chancen sich zu präsentieren und begeisterte Kunden für sich Werbung machen zu lassen. Erfahrungen können so gesammelt und später vielleicht sogar für einen eigenen Online-Shop genutzt werden. Social Media kann beim stationären Handel sogar glaubwürdiger sein als online.